Vor siebzehn Jahren, als ich angefangen habe, die Rasse Dobermann zu züchten, habe ich mir geschworen, dass ich in dem Moment aufhören würde zu züchten, in dem das Ergebnis aller meiner Bemühungen in der Zucht bezüglich Gesundheit, dasselbe Resultat hervorrufen würde, wie bei Zuchten, in welchen man sich keine Gedanken über Gesundheit und Genetik macht, und auch keine großartige Risikoabwägung vornimmt.

 

Ich denke, dieser Moment ist jetzt gekommen.

 

Was mich dabei am meisten entsetzt, ist nicht die Tatsache des Todes der Tiere allein, sondern dass es zwei davon bereits im jungen Alter von nur 4 Jahren getroffen hat. Der Gedanke allein, dass ich verantwortlich bin für das Leid der Hunde und vor allem das der Besitzer, bricht mir das Herz. Man muss meiner Meinung nach schon sehr abgebrüht sein, um unbeeindruckt weiter zu züchten, nachdem man die Besitzer nach dem Tod ihres Hundes eine Stunde am Telefon weinen gehört hat.

 

Ich habe die letzten Tage sehr viel nachgedacht. Ich war schon manches mal drauf und dran, meine Zucht aufzugeben, weil ich die Trauer und das Leid der Menschen nur schlecht ertragen konnte, für die dieser eine Hund, den sie verloren haben, ein ganz besonderer Hund war. Aber die letzten Fälle haben mich nun zu dem endgültigen Entschluss gebracht: Es wird keinen weiteren Wurf in meinem Zwinger „Ataraxie´s“ mehr geben.

 

Das bedeutet nicht, dass ich mich meiner Verantwortung für alle Hunde entziehe, die noch aus meiner Zucht stammen. Für ihre Besitzer bin ich weiterhin jederzeit da, als Ansprechpartner, wenn sie einen Rat von mir brauchen. Und das, solange ihre Hunde leben. Das war mein Versprechen an alle Welpen und ihre Besitzer, die bei mir den Hof verlassen haben, und das wird sich nicht ändern.

 

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen meinen Hundebesitzern bedanken, die nie das Vertrauen in mich verloren haben. Die große Anzahl an „Wiederholungstätern“ hat mir das immer wieder bewiesen. Und auch die Tatsache, dass ich zu (fast) allen Besitzern meiner alten Hunde nach 10 oder 12 Jahren immer noch Kontakt haben kann/darf und weiß, wie es ihnen geht, beweist mir ihr Vertrauen, und für diese Tatsache bin ich auch dankbar.

 

Auch für die vielen lieben Freundschaften rund um die Welt, die über meine Hunde entstanden sind, bin ich sehr dankbar.

 

Es mag paradox klingen, aber ich bin ebenso dankbar für alle diejenigen, die mich in meiner Zeit als Züchter dieser Rasse beschimpft, belogen und gegen mich intrigiert haben. Sie alle haben mich niemals klein gekriegt, weil ich immer zu dem stehen konnte, was ich gemacht habe. Sie alle haben mir damit nur bewiesen, dass es richtig war, was ich gemacht habe. Nur die Hunde selber und die Entwicklung der gesundheitlichen Problematik in dieser Rasse haben es geschafft, meine Mission zu beenden.

 

Auch wenn ich aufhöre mit meiner Zucht, ich bin unglaublich stolz auf alle meine AX Hunde, die sich sowohl im Sport überregional hervorragend behaupten konnten, aber auch als Familienhunde ganz wunderbare Gefährten waren.

 

Für das DDP (doberman diversity project) Deutschland werde ich zusammen mit Martina Fischer noch immer der Ansprechpartner bleiben, daran wird sich vorerst nichts ändern.

 

Ich werde dieser Rasse immer aus tiefstem Herzen verbunden bleiben.

Aber für mich ist der Zeitpunkt gekommen, die Konsequenzen zu ziehen.

Ich wünsche euch allen von ganzem Herzen weiterhin alles Liebe und Gute!

 

Ich hoffe und wünsche der Rasse viel viel Glück. Und vielleicht ist die Genetik irgendwann in ferner Zukunft soweit, dass die verantwortlichen Gene für die DCM ausfindig gemacht werden können. Ich hoffe nur, es ist bis dahin nicht zu spät.

 

Carola Kusch